Die heimische Schneerose (Helleborus niger)

Die heimische Schneerose (Helleborus niger)

Schneerose, Christrose, Schwarze Nieswurz
Botanischer Name: Helleborus niger
Familie: Hahnenfußgewächs
Verbreitung: hauptsächlich Österreich; aber auch Bayern, Italien und Slowenien
Blütezeit: extrem früh, November – April (Mai) (je nach Witterung und Schneelage)
Blatt: immergrün, ledrig, glänzend
Toxizität: in allen Teilen giftig

Schneerose bzw. Christrose Pflege, Naturstandort, …


Meine Erinnerung an Schneerosen reicht bei mir bis weit in die Kindheit zurück. Nach den ersten milden Wintertagen ging es mit der Godi als Chauffeur, Oma und Mama rauf auf den Buchauer Sattel bei Admont. Dort haben wir sie dann gebrockt  – keine Mengen, aber halt ein paar schöne Blüten für die Vase.

 

Die Schneerose steht bereits vielerorts unter Schutz

Schwarze Nieswurz
Schneerosen Blüten

Als Kind kam es mir komisch vor,  im Winter Blumen zu suchen und dann auch noch zu finden – wo noch überall der Schnee runtergeschaut hat. Aber an den sonnigen, aperen Stellen hat es sich schon richtig abgespielt. Das ist sicher auch einer der Gründe, wieso Schneerosen eine sehr herausgestellte Stelle einnehmen im Reich unserer heimischen Pflanzenwelt.

Man nimmt diese frühe Blüte auch einfach anders, viel intensiver wahr, als im späteren Jahresverlauf. Wenn uns die kommenden Farbenpracht und Blütenfülle geradezu überrollt. Es ist ein stilleres Genießen und sich Freuen auf das kommende Jahr. Die Natur schläft noch, aber mit den Schneerosen gibt sie ein erstes, wahrlich schönes Lebenszeichen von sich.

Die kindliche Begeisterung über diese winterliche Blütenpracht konnte ich mir jedenfalls erhalten.

Heute sind die Schneerosen leider seltener geworden und stehen vielerorts zu Recht  unter Schutz. Umso mehr ein Grund, sich mit Schneerosen auseinanderzusetzen und sie im eigenen Garten erfolgreich zu etablieren.

Der natürliche Standort der Schneerose

Schneerose Blütezeit

Auch diesmal besuche ich die Schneerosen wieder am Naturstandort – also direkt in der Natur: Herrlich!

Der natürliche Standort gibt mir als Gärtner und Gartengestalter immer die wertvollsten Hinweise. Er liest sich wie ein offenes Buch. Er gibt mir ein gutes Gefühl davon, wo sich diese Pflanze wohlfühlt und wie sie in ihrer Umgebung als Einheit mit der übrigen Natur und Landschaft funktioniert.

Welchen Boden mag denn die Schneerose, mit welchen anderen Pflanzen hängt sie am liebsten ab, unter welchen Bäumen und Gehölze wächst sie gerne, wie schaut es mit dem Licht aus, welche Ausrichtung hat die Stelle, wo entwickeln sich die einzelnen Pflanzen zu besonders üppigen Individuen?

Wo fühlen sich Schneerosen wohl?

Christrose Standort
Naturstandort der Schneerose

Schneerosen fühlen sich sehr, sehr wohl unter größeren Laubgehölzen. Zum Beispiel Hainbuchen, Bergahorne, Eichen, Buchen und Haselnüsse. Aber auch mit Fichten sieht man sie gerne vergesellschaftet. Vermehrt in den sonnigeren Randbereichen.

Das abfallende Laub der Bäume bildet herrliche Laubmoder-, Mullschichten. Das ist ideal für die Schneerose. Denn ihre Blätter und Blüten brauchen ausreichend Nahrung, um sich schön entwickeln zu können.

Der Standort ist durchaus warm. Das sieht man sehr schön an unseren heimischen Naturstandorten: Sonnigen Südhänge werden deutlich bevorzugt.

Der natürliche Sonnenschutz für Schneerosen

Im Winter (wenn unsere Schneerosen blühen) haben ja die Bäume und Sträucher keine Blätter und das Licht kann ungehindert durch. Im Sommer aber, wenn die Laubdecke geschlossen ist, erzeugen diese Gehölze eine ausreichende Beschattung und Kühlung. Sommerliche Trockenheit vertragen unsere Schwarzen Nieswurzen dann besser und die heiße Mittagssonne setzt ihnen nicht zu.

Also im Winter und Frühling gerne sonnig, warm. Aber im Sommer eher doch schattig, oder zumindest nicht zu heiß und der Sonne ausgesetzt.

Schneerosen fühlen sich in Hanglagen wohl

Schneerose HumusDer Boden sollte vom Winter bis in den Frühling (also zur Wachstums- und Blütezeit)ausreichend feucht sein. Böden mit Lehmanteil und einem hohen Humusanteil werden bevorzugt.

Das erklärt auch, wieso sich Schneerosen in Hanglagen so wohl fühlen:

Das überschüssige Wasser fließt einfach ab, ohne Staunässe zu verursachen.  Im Winter und Frühling aber steht es durch Schnee und Schneeschmelze ausreichend zur Verfügung.

Oft ist der Untergrund ziemlich steindurchsetzt – in der Regel mit Kalkstein. Schneerosen gelten bei uns ja allgemein als kalkstet. Sie schätzen also einen gewissen Kalkanteil im Boden. Im Garten ausgesetzt sind sie aber durchaus bodentolerant.

Heimische Pflanzpartner – Stauden, Farne und Gräser

Schneerose Pflanzpartner
„We are having a party!“

Ja, das gefällt unserer Schneerose: Mit Leberblümchen und Lungenkraut (Hänsel und Gretel) in der angenehmen Spätwintersonne rumhängen.

Schneerosen sind, was ihre Gesellschaft angeht, nicht sehr heikel. Im Prinzip können sie mit den meisten halbschatten- bis schattenverträglichen Stauden gut kombiniert werden.

Beim Kombinieren sollte man unbedingt auch das schöne Laub berücksichtigen. Mit Farnen und Gräsern kann man die teilweise sehr großen Blätter herrlich kontrastieren. Ich setzte Schneerosen gerade auch wegen des sehr schönen, immergrünen Laubes wegen.

Christrose BalkonSchneerosen wirken ja durch ihr glänzendes und festes Laub den ganzen Sommer lang.

Hier habe ich einige meiner liebsten Kombinationspflanzen für Schneerosen aufgelistet (sind vielleicht nicht ganz leicht zu kriegen)

Stauden: Wald-Schaumkraut (Cardamine trifolia), Quirlblättrige Zahnwurz (Dentaria enneaphyllos), Waldsauerklee( Oxalis),
Wald-Sanikel (Sanicula europaea), Waldmeister (Galium odoratum), Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Gräser: Waldmarbel (Luzula sylvatica), Wald-Schmielen (Deschampsia caespitosa – div. Sorten)
Farne: Streifenfarn (Asplenium viride), Rippenfarn (Blechnum spicant), Echter Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)

Verbreitung & Vermehrung der Schneerose

Ameisen und Schneerosen? Ja, das sind zwei, die gut miteinander können – man kann sich das in etwa so vorstellen:

Ameisen naschen, uns Menschen nicht unähnlich, ganz gern. Das Samenkorn der Schneerose ist also mit einer Art Süßigkeit versehen  – dem Elaiosom. Wenn die Samen reifen, gibt es aber plötzlich eine sehr große Menge dieser Samen. Also werden die Samen in den Bau geschleppt und ein fetter Vorrat wird angelegt. Man will ja später diese Elaiosome naschen.

Gegen Sommer werden dann die Samen wieder aus dem Bau rausgetragen. Diesmal aber ohne Elaiosom, denn das ist weggefuttert. In der Zwischenzeit konnten unsere Schneerosensamen im Ameisenhaufen ruhig vor sich hinreifen. Bei einem guten Platz im Freien, kann der Same nun keimen.
Übrigens funktioniert das auch im eigenen Garten. Man darf halt nicht zu pingelig sein, damit sich aus den Keimlingen auch Pflanzen entwickeln können. Schneerosen keimen eigentlich recht brav.

Übrigens lassen sich Schneerosen auch ganz gut teilen. Sie legen dann aber gern mal ein längeres Päuschen ein.

 

Die wunderschöne Blüte

Nieswurz immergrün

Ein makelloses Weiß, mitten im Winter. Schlicht und wirkungsvoll. Immer wieder auch schöne rosa Tönungen. Später dann vergrünen die Blütenblätter oder nehmen dunklere purpur-rosa Töne an.

Vor allem für Hummeln, Bienen und Falter sind nektarhaltige Kronblätter eine besonders wichtige Nahrungsquelle! Es blüht ja sonst um diese Jahreszeit noch nichts.

Die Schneerose im eigenen Garten

Die Christrose ist auch im eigenen Garten nicht zimperlich. Tiefe Temperaturen sind ihr egal, solange das Laub etwas vom Schnee geschützt ist. In tieferen Lagen mit weniger Schnee sollte darauf geachtet werden, dass die Stelle nicht zugig ist. Sonst leiden die Blätter bei höheren Minusgraden. Und im Sommer bitte nicht zu heiß und sonnig.

Wer Schneerosen im seinem Garten etablieren will, sollte sich also einfach am natürlichen Vorbild orientieren. Bei sehr schweren Böden mit schlechtem Wasserabzug unbedingt Hanglagen favorisieren. Dann gibt’s keine Staunässe, weil das überschüssige Wasser abrinnen kann. Gerne auch Splitt oder Bruchmaterial zur besseren Belüftung reinmischen. Etwas Rindenkompost oder Laubkompost in die obersten Schichten einarbeiten ist immer gut. Das bringt Leben in den Boden. Im Topf bzw. Container gekauft kann sie gut die gesamte Vegetationsperiode über ausgepflanzt werden. Boden vor dem Setzen nach unten hin bitte gut auflockern.

Schneerose TopfpflanzeSie schätzt Mulchschichten aus kompostiertem Laub überaus. Hier nicht knickrig sein: Ruhig 5-10 cm stark auftragen. Regenwürmer arbeiten diese Schichten recht flott ein und sorgen so für eine stetige Verbesserung der Bodenstruktur. Ich mulche kleinere Flächen gerne mit Schotter oder Kies.  Moos wirkt als Mulchmaterial sehr ungezwungen. Also: Es soll möglichst natürlich und nicht gekünstelt wirken. Wer mag, kann noch bemooste Äste oder Rindenstücke dazulegen.

Überhaupt finde ich einen natürlichen, waldigen Charakter, der auf den Bildern sehr gut rüberkommt, am elegantesten. Also bitte doch endlich etwas Schmuddellock in den Garten einziehen lassen. Eine Schneerose im überpflegten Beetchen mit etwas Rindenmulch – das kann halt gar nix.

Wir dürfen oder vielmehr sollen also auch im eigenen Garten unbedingt das Laub liegenlassen. Nur besonders dichte Schichten sollten etwas abgetragen werden, damit die Christrosen nicht mit der Zeit darunter untergehen.

 

Eine Gemütliche, die die Ruhe schätzt

Ach ja, nun noch was. Schneerosen wollen in Ruhe gelassen werden! Gerne brauchen sie ein paar Jahre, um sich schön einzuwachsen. Einmal etabliert werden die Stöcke aber von Jahr zu Jahr imposanter.

Wir Gärtner nennen solche Stauden Langsamentwickler.

Also Heindl und Gartenhaue weg. Nicht sinnlos herumjäten sondern abwarten, Tee trinken und frühestens nächstes Jahr wieder vorbeischauen. Denn eine Wachstumspause von einem Jahr nach dem Setzen oder Teilen gehört schon fast zum guten Ton.

Was am Anfang getrödelt wird, holen die Schneerosen aber nach hinten wieder auf. Schneerosen gehören sicher zu unseren langlebigsten, heimischen Stauden im Garten.
Sie erfreuen uns mit Leichtigkeit über Jahrzehnte. Und wenn wir ein bisschen Glück haben, überleben uns unsere Schneerose sogar!

Schneerosen lassen sich aber auch wirklich gerne verschenken

Schneerose Topf

Schneerose BlüteWer einer Gartenfreundin eine besondere Freude machen will, kann es ja mit einer Schneerose versuchen.
Die Freude über die Schneerose kann durchaus auch die Freundschaft überdauern:)

Bezugsquellen Österreich: www.sarastro-stauden.com
Bezugsquelle Deutschland: www.alpine-peters.de, www.staudenstade.de

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