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ÜBER DEN RÜCKSCHNITT VON STAUDEN UND GRÄSERN
Meine wichtigsten Infos und besten Tipps für die richtige Umsetzung dieser wichtigen Pflegemaßnahme.
Was wird zurückgeschnitten?
Bei den meisten Stauden wie auch Gräsern sterben die oberirdischen Teile nach der Vegetationsperiode – also im Herbst – ab. Sie ziehen sozusagen über den Winter ein und lagern wichtige Stoffe aus den oberirdischen Teilen in ihrer Wurzel ein. Damit können sie nächstes Jahr wieder gut durchstarten.
Aber warum wird eigentlich zurückgeschnitten?
Im Frühling treiben unsere Stauden und Gräser wieder neu aus ihren Wurzeln aus. Ihre Neutriebe brauchen also Platz zur Entfaltung. Das alte, abgestorbene Material ist da im Weg und daher dem Neutrieb ein Hindernis. Außerdem nimmt es ihm Licht weg und die Stauden/Gräser brauchen dann länger, um durchzutreiben. Licht ist bekanntlich ein ganz wichtiger Motor für das Wachstum.
Keine Regel ohne Ausnahme: immergrüne Gräser und Stauden.
Bei immergrünen Stauden und Gräsern erfolgt kein Rückschnitt! Diese ziehen ja nicht ein, sondern behalten auch über den Winter ihr grünes Laub. Zum Beispiel unsere Schneerosen und die heimische Schneemarbel (ein immergrünes Waldgras). Werden diese zurückgeschnitten, kann es schon vorkommen, dass sie uns eingehen.
Abgestorbene Pflanzenteile dürfen aber sehr wohl aus den Horsten dieser Pflanzen entfernt werden. Es reicht meistens, diese nach dem Winter von Hand auszuzupfen. Nur wenn viel oberirdisches Material abgestorben ist, kann auch da zurückgeschnitten werden. Also immer nur totes Material entfernen.
Übrigens: Salbei, Rosmarin, Heiligenkraut und das Wermutkraut sind eigentlich immergrün. Man sieht es ihnen vielleicht nicht an, weil sie grau-filzige Blätter haben. Auch für sie gilt: kein Rückschnitt! Sondern mit etwas Reisig und einer etwa 5 cm starken Laubdecke vor tiefen Temperaturen und austrocknenden Winden schützen. Nur die Triebe oder Teile, die tatsächlich nach dem Winter zurückgefroren sind, werden im Frühling weggezwickt.
Frühjahr oder Herbst, wann nun wirklich?
Bei uns doch noch weitgehend üblich, ist der Rückschnitt im Herbst. Die Gärten werden, nein, sie müssen vielmehr „sauber“ gemacht werden. Eine Art nervöse Unruhe treibt dann viele in ihre herbstlichen Gärten raus. Kaum ist das erste Blatt verwelkt, wird fleißig losgeschnitten. Blütenstände gibt es in diesen Gärten meist ohnehin schon seit dem Verblühen nicht mehr. Einzig und allein die Herbstastern dürfen noch stehenbleiben und fühlen sich irgendwie … allein.
Durch das herbstliche „Zusammenräumen“ unserer Gärten bringen wir uns eigentlich um die Wirkung einer ganzen Jahreszeit. Denn der wundervolle Herbst- und Winteraspekt wurde, noch bevor er richtig loslegen konnte, fein säuberlich hinweggeräumt.
Aber nun zu einer nüchternen Betrachtung der „richtigen“ Zeitpunkte
Staudenrückschnitt im Herbst – kann schon auch seine Berechtigung haben.
– Robuste Beetstauden und spät austreibende Stauden haben auch mit dem Herbstschnitt kein Problem. Kann man also schon machen.
– Staudenpfingstrosen oder Päonien beherbergen in ihrem überwinternden Laub ganz gern schädliche Pilze. Um einem weiteren Befall im Frühjahr vorzubeugen oder zumindest nicht zu fördern, sollte das bereits braune Laub bodennah abgeschnitten und entfernt werden.
– Früh austreibende Zwiebelpflanzen in größeren Mengen zwischen den Stauden können einen herbstlichen Rückschnitt fast zwingend erforderlich machen. Denn ansonsten ist es fast nicht möglich, im Frühling den Rückschnitt durchzuführen, ohne dass unsere Zwiebelpflanzen Schaden nehmen.
– Manche Stauden säen sich sehr stark aus. Wenn dies nicht erwünscht ist, sollten zumindest die Samenstände vor der Samenreife entfernt werden. Gleiches gilt auch für die Gräser.
Wann erfolgt der Rückschnitt von Stauden im Frühjahr?
Der Zeitpunkt richtet sich nach der Länge des Winters. Wenn der Schnee weg ist und es halbwegs trocken ist, kann man loslegen. Meistens wird das so Anfang Februar bis Ende März sein. In rauen und höheren Lagen kann der Schnee auch noch gut einen Monat liegen. Also warten.
Staudenrückschnitt im Frühjahr, vieles spricht dafür
1.) Man stelle sich den oberirdischen abgestorbenen Teil unserer Stauden wie eine Art Wintermantel vor. Sie schütz die darunterliegende Wurzel vor der harten Winterwitterung.
Bei sehr früh austreibenden Stauden sollte überhaupterst nach dem beginnenden Austrieb abgeräumt werden. Er schützt die zarten Triebe vor Spätfrösten.
2.) Der Herbst- Winteraspekt oder das Über-die- Blüte-hinausdenken
Stauden werden in unserer Wahrnehmung leider oft nur auf die Zeit ihrer Blüte reduziert. Die verblühten Blüten werden, einmal abgeblüht ruck-zuck abgeschnitten. Viele Stauden haben allerdings auch hoch ästhetische und interessante abgeblühte Blütenstände oder entwickeln daraus schöne Fruchtstände. Diese wirken bei vielen Stauden bis lang in den Herbst und auch Winter hinein.
Es kostet nichts, es einfach mal zu versuchen. Vielleicht erscheint dadurch dem einen oder anderem Gartenfreund sein eigener Garten in ganz neuem Licht. Der Raureif auf abgeblühten Rispen ist ein weitaus spannenderes Bild als leergeräumte Beete ohne Struktur.
3.) Der ökologische Faktor
Zahlreiche Insekten und andere Kleintiere überwintern in den abgestorbenen Stängeln und unter dem Laub unserer Stauden und Gräsern. Die belassenen Pflanzenteile sind also ein wichtiger Rückzugsort, wenn man so will das Insektenhotel für die Saison Winter. Dies wäre ein ebenso einfacher wie effizienter Beitrag zum Schutz und zur Förderung unserer Insekten.
Wer sich nicht gleich traut, alles über den Winter stehenzulassen, kann ja damit beginnen, eine gewisse Menge an Stauden und Gräsern stehenlassen. Die Tierwelt freut sich jedenfalls.
4.) Die Arbeitserleichterung
Nach dem Winter sind die oberirdischen Pflanzenteile bereits aufgeweicht und schon völlig abgestorben. Sie können daher auch mit weit weniger Kraftaufwand abgeschnitten werden. Bei vielen Stauden reicht es nun, mit dem Rechen rüberzugehen. Die Stängel reißen ohne Kraftaufwand ab. Einfach ausprobieren – es geht wirklich wesentlich schneller.
Gräserschnitt bitte im Frühjahr!
Sämtliche Gräser würde ich generell nur im Frühjahr zurückschneiden.
Werden Gräser bereits im Herbst geschnitten, gelangt Wasser über ihre Halme in die Wurzeln. Dies kann zu Fäulnisprozessen und somit zum Absterben des ganzen Horstes führen.
Das Belassen der oberirdischen Grashalme verbessert also die Winterhärte maßgeblich.
Bei recht spätem Schnitt im Frühjahr kann man den Neuaustrieb zum Teil schon einige Zentimeter rausschauen sehen. Dann Vorsicht beim Schnitt. Die jungen Triebe sollten möglichst nicht verletzt werden. Dasselbe gilt natürlich auch bei den Stauden.
Der Herbst- Winteraspekt bei Gräsern etabliert sich glücklicherweise schön langsam in unseren Gärten. Viele Gräser haben auch eine herausragende Herbstfärbung. Es wäre einfach schade, um nicht zu sagen ein Frevel, dieses Bild durch einen voreiligen Rückschnitt zu zerstören.
DIE RECHT PRAKTISCHE ÜBERSICHTSTABELLE ???????????
Vor- und Nachteile Herbstrückschnitt
Vor und Nachteile Frühjahrsrückschnitt
Wie tief und womit schneiden wir zurück
Die abgestorbenen Pflanzenteile werden möglichst bodennah abgeschnitten. Bei älteren Grashorsten mit dicken Trieben kann das schwierig sein. Dann können auch 5 – 10 cm stehenbleiben.
Eine gute Gartenschere (=Felco) reicht für die meisten Stauden und Gräsern sicher aus.
Werden allerdings sehr viele Stauden oder Gräser zurückgeschnitten, sollte mit anderem Gerät aufgefahren werden. Heckenscheren mit mehr oder weniger kurzem Schwert sind da eine echte Hilfe, solange sie kräftig und scharf sind.
Bei alten, dicken Grashorsten bleibt die Heckenschere ungeschlagen. Mit der Gartenschere fällt dir spätestens nach dem fünften Chinaschilf die Hand ab.
Akkubetriebene Scheren sind in der Handhabung zwar noch flotter und behänder. Man braucht ja kein Kabel mitschleifen. Sie kosten aber auch mehr und zahlen sich für den Hausgebrauch oft nicht aus.
Wohin mit dem ganzen Schnittgut? Einige Ideen:
Es fallen zum Teil erhebliche Mengen Schnittmaterial an.
Dieses Schnittgut ist ein vielseitiger, wertvoller Naturstoff.
Als Mulch wieder auf den vorher abgeräumten Flächen aufgebracht, erfüllt das Häckselmaterial viele Funktionen. Er sollte aber vorher gehäckselt werden und anschließend aufgetragen werden.
Der Mulch eignet sich natürlich auch gut zum Mulchen unter vorhandenen Hecken und Gehölzen
Ich verwende speziell den Grashäcksel als Einstreu unter meine Erdbeeren
Wer auch Hühner hat, hat ein herrliches Einstreumaterial für Boden und Nester.
Wer ein Hochbeet neu anlegt, kann den Schnitt auch direkt unten miteinbauen
Der Komposthaufen schluckt was überbleibt.
Der Rückschnittverweigerer – zugegeben, eine noch sehr überschaubare Minderheit!
Aber voll im Kommen, ich kann es spüren!!! Lese meinen nächster Blog dazu!
Meine Werkzeugkiste: Felco Schere Nr.2 Gartenschere
Viking Häcksler, elektrische Gartenschere
Buchtipps zu Herbst- Winteraspekten:
Piet Oudolf: Designing with Plants
Stefan Leppert: Zwischen Gartengräsern
Nächste Blogthemen: Was tun mit dem ganzen Schnittmaterial und Der Rückschnittverweigerer