Lavendel (Lavandula angustifolia) – Lavendelschnitt, Standort, …

Lavendel schneiden – aber richtig!

Jedes Jahr höre ich  im ausklingenden Winter aufs Neue leicht angsterfüllte Fragen vieler Lavendelfreunde:

Wann schneide ich den Lavendel wirklich?
Und wie schneide ich den Lavendel richtig?

Es ist im Grunde einfach, es gehört nur etwas Mut dazu!
Aber alles schön der Reihe nach!!

Was ist denn mein Lavendel?

Es ist gut zu wissen, dass es sich beim Lavendel um einen Strauch oder Halbstrauch handelt. Er zieht also oberirdisch nicht ein, sondern behält sein Holz und viele Sorten auch das Laub über den Winter.

Wird dieser holzige Anteil nicht oder unzureichend  geschnitten, beginnt der langsame aber stetige Abstieg unseres Lavendels. Er wird immer haxiger, fällt auseinander, blüht weniger und vergreist schließlich.

Man könnte also behaupten, dass der Lavendel auf unsere Pflege angewiesen ist. Sofern man eine kompakte, dichtbuschige und reich blühende Form haben will.

Wann schneide ich Lavendel nach dem Winter?

Es gibt keinen exakten, idealen Schnittzeitpunkt. Generell gilt aber, je rauer das Klima und je höher die Lage, desto später sollte geschnitten werden.

Ich empfehle es also je nach Lage ab Mitte Februar bis in den späten März hinein.

Was spricht nun aber dagegen, den Lavendel an einem schönen Jännertag bei Plusgraden zu schneiden?
Na ja, sollte es nach dem Schnitt nochmal so richtig kalt werden und kein Schnee fallen, kann der Lavendel zurückfrieren. Vor allem wenn es über längere Zeit windig ist. Dann trocknen nämlich die Triebe immer mehr aus. Ebenso wirkt die dichte, noch ungeschnittene Lavendelform wie eine Art Schutzmantel gegen kalte Winde. Lavendel also wirklich erst NACH dem Winter schneiden.

Bei genügend Schnee, ist Kälte für den Lavendel kein Problem

Schnee isoliert und schützt unseren Lavendel. Unter der Schneedecke ist er vor austrocknenden Winden und tiefen Temperaturen bestens geschützt. Deshalb ist eine höhere, raue Lage nicht unbedingt ein Problem für den Lavendel, solange ausreichend Schnee liegt.

Wird es wirklich sehr, sehr kalt und es kommt kein Schnee mehr, könnte man bei entsprechend hoher Motivation den Lavendel mit einem leichten Vlies abdecken. Dies verhindert die meisten oberirdischen Frostschäden.

Wieso ist mein Lavendel schon wieder kaputt, habe ich vielleicht falsch geschnitten?

Wenn der Lavendel im Frühling nicht mehr austreibt, hat es meiner Erfahrung nach eher mit dem Boden als mit dem Schnitt zu tun. Ein schlechter Schnitt bringt unseren Lavendel vielleicht weniger in Form, aber kaputt wird er dadurch auch wieder nicht. Wahrscheinlich ist ein schlechter Schnitt sogar besser als kein Schnitt.

Für ein langes, erfülltes Lavendelleben  ist der geeignete Boden und Standort also noch wichtiger als die Schnittmaßnahmen..

Zuerst will Lavendel als Pflanze des Südens unbedingt vollsonnig stehen: Sommer, Sonne, Sonnenschein.
Achtung bei zu guten und schweren, lehmigen Böden. Ein humoser, tiefgründiger Boden ist zwar gut im Gemüsegarten.
Unser Lavendel hat damit aber überhaupt keine Freude.

Weil unser Lavendel eine mediterrane Pflanze mit einer Vorliebe für durchlässige Schutt- oder sogar Vulkanböden ist.

Der Boden darf auf keinen Fall im Winter vernässen. Staunässe ist das größte Gift für jeden Lavendel.
Wenn ihr also einen lehmigen, schweren Boden habt, dann setzt den Lavendel am besten in warm ausgerichtete Böschungen. Da staut sich kein Wasser, es rinnt ab. Auf der ebenen Fläche steht über den Winter zu viel Nässe. Dies gilt vor allem für niederschlagsreiche Regionen. Die Wurzel erstickt und verfault.

Schwere Böden können mit Sand und oder Kies/Splitt durchlässiger und luftiger gemacht werden. Da kann gern 50% oder mehr zugemischt werden. Der Lavendel wächst auch viel schöner, wenn der Standort nicht zu humusreich und fett ist.

Ein sehr später Lavendelschnitt im Frühjahr

Ich hab meinen Lavendel auch schon recht spät so um Mitte April herum geschnitten. Er hat damit kein Problem gehabt. Braucht aber vielleicht etwas länger, weil er ja schon etwas ausgetrieben hat. Manchen kann´s auch stören, wenn der Lavendel so spät noch nackert im Garten herumsitzt. Und er wird erst spät zur Blüte kommen.

Was die Blütezeit des Lavendels mit dem Schnittzeitpunkt zu tun hat

Die Blütezeit wird sehr stark vom Schnitt beeinflusst. Sorte und Standort spielen auch eine gewisse Rolle.

Mit dem Zeitpunkt des Schnittes wird die Blütezeit gesteuert. Geschieht der Schnitt früh, wird auch der Lavendel früh blühen. Bei spätem Schnitt wartet man länger auf die Blüte.
Diese Tatsache erscheint jetzt eher mäßig interessant.
Man kann damit aber auf die Begleitbepflanzung eingehen. Im Frühsommer blühende Stauden und Rosen verlangen somit nach einem eher frühen Schnitt. Dann hab ich die gemeinsame Blüte.
Will ich später in den Sommer raus, kann ich auch später schneiden.

Wer Lavendel in größeren Gruppen oder Mengen im Garten hat, kann ganz interessante Effekte erzielen. Man teilt den Schnittzeitpunkt auf. Schneidet also die einzelnen Lavendelbüsche zu unterschiedlichen Zeiten.
Wegen der Zeitversetzung beim Schnitt blühen auch die Lavendelpflanzen zeitversetzt. Man verlängert so die Blütezeit im Beet und kann etwas scheckige Lavendelfelder erzeugen. Einfach mal ausprobieren.

Wieviel schneidet man vom Lavendel weg?

Dem Mutigen gehört die Welt und der schöner und länger blühende Lavendel!Markus Burkhard

Zeichnung

Der erste Schnitt nach dem Winter: Die 2/3 Regel:

Man schneidet wirklich viel weg.  2/3 dürfen es gerne sein. Mindestens aber die Hälfte soll weggeschnitten werden. Das trauen sich viele nicht, weil sie Angst haben, der Pflanze weh zu tun. Dieser starke Schnitt aber regt den Lavendel an, wieder gut aus den kleinen Knospen durchzutreiben.

Wer genau schaut, sieht ganz viele kleine Knospen auf den geschnittenen Ästchen.
Der Lavendel hat nach dem Austreiben wieder eine sehr schöne kompakte und halbrunde Form. Wird der Lavendel zum Beispiel als kleine Hecke oder Abgrenzung verwendet, macht sich dies besonders gut.

Die Form nach dem Schnitt sollte also etwa halbrund und schon buschig ausschauen.

Lavendelsorte und Schnitt

Die Sorte beeinflusst den Wuchs auch mehr als man denkt. Es gibt besonders kompakte und eher niedrige Sorten. Wenn eine kompakte Sorte mal ein Jahr nicht geschnitten wird, ist es auch kein Problem. Andererseits fallen hohe Sorten bei zu wenig Schnitt recht schnell auseinander und vergreisen dann eher.

Gibt es Situationen, in denen man den Lavendel weniger oder nicht scheidet?

Kompakte Sorten (z.B. Hidcote Blue) können sehr gut als Bodendecker für kleinere und größere Flächen verwendet werden. Wer möchte, dass die Pflanzen den Boden mit der Zeit ganz schließen, kann durchaus mal ein oder zwei Jahre nicht schneiden. Die einzelnen Pflanzen werden dann größer und breiter und decken so mehr ab. Ich hab das selbst ausprobiert. Der Lavendel schließt sehr effizient den Boden. Kann aber ohne Probleme nach 2 Jahren wieder stark zusammengeschnitten werden.

Der Sommerschnitt – die 1/3 Regel

Wer ein Nachblühen oder Remontieren des Lavendels möchte, sollte den Sommerschnitt anwenden.

Unmittelbar nach dem Abblühen der ersten Blüte kann der Lavendel leicht geschnitten werden. Die Lavendelpflanzen setzen dann erneut Blüten an und erfreuen uns mit einer spätsommerlichen Nachblüte ein zweites Mal.
Wichtig: Es werden wirklich nur die abgeblühten Blütenrispen entfernt. Man schneidet also, an der Außenform des Lavendels angelehnt sanft herum. Somit maximal 1/3 entfernen.
Ich geb es ehrlich zu. Ich hab seltenst Lust auf einen zweiten Schnitt.

Kleine Werkzeugkunde für Lavendel

Wer nur einige wenige Pflanzen hat, schneidet einfach mit einer guten Baumschere, mein Favorit ist die Felco.
Wer mehrere Lavendel hat, wird bald merken: Das geht richtig rein.

Etwas einfacher geht’s mit einer Eisensäge. Ältere Stöcke sind ganz schön breit und haben dicke Triebe. Da schneidet die richtig schön und flott durch. Das kriegst du mit der Handschere nicht so hin.

Auf größere Stückzahlen (also so 20 Stück aufwärts) wird eine kleine elektrische Heckenschere mit kurzem Schwert losgelassen.

Die ist mein klarer Favorit. Akkuscheren sind mir zu unhandlich und vom Schnittbild her nicht so sauber (aber einfach selber probieren).

Es geht wirklich sehr flott und du kannst ohne Kraft ganz leicht ins alte Holz schneiden. Das kurze Schwert bringt die perfekte, kugelige Form sehr schön hin.
Dann schaut auch der kleine geschnittene Lavendel richtig lieb aus.

Fazit:

Lavendelschnitt im Frühling ist keine Hexerei. Man muss sich nur trauen( 2/3 Regel)
Jeder kann selbst herumexperimentieren was Zeitpunkt und Werkzeug betrifft.
Lavendel ist anspruchslos und verleiht unserem Garten herrliches, südliches Flair.
Da hat er sich einen richtig guten Schnitt schon echt verdient.

Schnittgut ist super:

Das anfallende Schnittmaterial verrottet sehr langsam. Es eignet sich daher gehäckselt hervorragend als Mulch für Wegerl im Gemüsegarten oder auch zwischen Stauden.